
Während im Gazastreifen der Hunger wütet und die Zahl der verhungerten Kinder auf 88 gestiegen ist, sorgt eine Äußerung des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump für Aufsehen. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem britischen Premierminister Keir Starmer in Schottland kommentierte Trump die dramatische Lage mit den Worten: „Soweit ich im Fernsehen sehen kann, sehen die Kinder in Gaza echt hungrig aus.“
Diese Aussage kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die internationale Gemeinschaft mit Entsetzen auf die humanitäre Katastrophe in Gaza blickt. Seit Wochen berichten Organisationen wie das Welternährungsprogramm (WFP) von akuter Unterernährung, dramatischer medizinischer Notlage und einer Blockade, die die Einfuhr dringend benötigter Hilfsgüter nahezu unmöglich macht.
147 Menschen bereits verhungert – darunter 88 Kinder
Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums sind allein in den vergangenen Tagen 14 weitere Menschen, darunter ein Kind, an Hunger gestorben. Die Gesamtzahl der dokumentierten Hungertoten liegt nun bei 147. Der Generaldirektor des Ministeriums, Munir el-Burş, schrieb dazu auf X (ehemals Twitter): „In Gaza fordert der Hunger weiterhin Menschenleben.“
Die Aussagen Trumps wirken vor diesem Hintergrund unbedacht und spät. Zwar kündigte der Ex-Präsident an, gemeinsam mit Israel an Hilfsplänen zu arbeiten – unter anderem an der Einrichtung „grenzenloser Lebensmittelzentren“ –, doch konkrete Maßnahmen oder Zeitpläne wurden nicht genannt.
Trump: „Ohne mich gäbe es sechs große Kriege“
In gewohnter Selbstinszenierung erklärte Trump zudem, er habe einen größeren Krieg verhindert: „Ohne mich gäbe es jetzt sechs große Kriege in der Welt.“ Bezüglich der Hamas sagte er: „Ich glaube nicht, dass sie mit ein paar Geiseln überleben kann. Sie nutzen Menschen als Schutzschilde.“ Trump betonte, er stehe im Austausch mit dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu, um „einen neuen Ansatz“ im Kampf gegen die Hamas zu entwickeln.
Starmer: Israel muss Verantwortung für humanitäre Hilfe übernehmen
Deutlich sachlicher zeigte sich Premierminister Starmer. Er unterstrich die Notwendigkeit eines sofortigen Waffenstillstands und rief andere Länder zur Unterstützung auf: „So wie ich es im Fernsehen sehe, sehen die Kinder echt hungrig aus. Sie brauchen sofort Essen und Sicherheit.“ Starmer betonte, Israel trage eine wesentliche Verantwortung, den Zugang für Hilfsgüter sicherzustellen.
Gleichzeitig sprach er sich klar dagegen aus, der Hamas eine Rolle in einer künftigen palästinensischen Regierung zuzugestehen. „Wer den Frieden blockiert und Zivilisten als Schutzschild missbraucht, kann nicht Teil eines demokratischen Prozesses sein.“
Sisi appelliert an Trump: „Beenden Sie den Krieg“
Auch aus Ägypten kam ein deutlicher Appell. Präsident Abdel Fattah al-Sisi forderte Trump öffentlich auf, seinen Einfluss geltend zu machen, um den Krieg in Gaza zu beenden. „Trump kann den Krieg beenden“, sagte Sisi in einer Fernsehansprache und forderte die Öffnung humanitärer Korridore.
Neue Frist an Putin
Am Rande des Gaza-Konflikts überraschte Trump mit einer weiteren außenpolitischen Ankündigung. Er habe die Frist, die er dem russischen Präsidenten Wladimir Putin bezüglich des Ukraine-Kriegs gesetzt habe, drastisch verkürzt – von ursprünglich 50 Tagen auf nunmehr 10 bis 12. „Putin muss ein Abkommen schließen. Dies ist ein sehr blutiger Krieg. Ich werde nicht länger mit ihm sprechen, wenn keine Fortschritte erzielt werden“, so Trump.
von Muharrem Bulut