Deutschland

Drei Tote bei Zugunglück in Baden-Württemberg

Nach dem schweren Zugunglück am Sonntagabend im baden-württembergischen Landkreis Biberach laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Ein Regionalexpress war nahe Riedlingen entgleist, mehrere Waggons stürzten eine Böschung hinunter. Mindestens drei Menschen kamen ums Leben, darunter der Lokführer und ein weiterer Bahnmitarbeiter. Über 40 Passagiere wurden verletzt, viele davon schwer.

Die Behörden gehen mittlerweile von einem wetterbedingten Unglück aus. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag mitteilten, deuten die bisherigen Erkenntnisse darauf hin, dass ein durch Starkregen ausgelöster Erdrutsch die Entgleisung verursachte. Demnach sei ein Abwasserschacht in der Nähe der Strecke übergelaufen. Das nachströmende Wasser habe eine Böschung destabilisiert und eine Geröll- und Matschlawine ausgelöst, die die Gleise blockierte.

„Die Ermittlungen zum Unfallhergang sind noch nicht abgeschlossen“, teilte das Polizeipräsidium Ulm mit. „Aber vieles spricht derzeit für eine Verkettung extremer Wetterbedingungen mit einer unzureichend gesicherten Hanglage.“ Ein Fahrtenschreiber, der möglicherweise weitere Hinweise liefern könnte, wurde bislang nicht gefunden.

Am Unglücksort sind inzwischen neben der Kriminalpolizei auch Fachleute der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU) im Einsatz. Die BEU erklärte den Vorfall offiziell zum Unfall und will vor allem klären, ob es strukturelle oder sicherheitstechnische Versäumnisse gegeben hat. Eine Fremdeinwirkung wurde laut den Ermittlern bereits ausgeschlossen.

Am Montagmorgen zeichnete sich das ganze Ausmaß der Katastrophe ab. Schaulustige hielten an den Absperrungen inne, Angehörige der Opfer und Einwohner der Region legten Blumen und Kerzen an einem improvisierten Gedenkort nieder. Viele reagierten geschockt, aber auch mit Wut. „Es darf nicht sein, dass so etwas durch Regen passiert“, sagte ein Anwohner. „Die Bahn muss auf solche Dinge vorbereitet sein.“

Verkehrsexperten sehen das Unglück als symptomatisch für eine wachsende Herausforderung: Die Bahn-Infrastruktur in Deutschland sei in vielen Regionen nicht auf extreme Wetterereignisse ausgelegt. Der Klimawandel mit seinen zunehmenden Starkregenfällen, Hitzewellen und Sturmereignissen verlange neue Sicherungskonzepte – vor allem in Hanglagen und bei älteren Bahntrassen.

Die Deutsche Bahn äußerte sich am Montag lediglich mit einer kurzen Stellungnahme: „Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer. Wir unterstützen die Ermittlungen der Behörden mit allen verfügbaren Mitteln.“

Ob der Bahnbetreiber oder die öffentliche Hand Verantwortung übernehmen muss, wird vermutlich erst nach Abschluss der Untersuchungen klar sein. Bis dahin bleibt für viele vor allem die Frage offen, ob dieses Unglück hätte verhindert werden können.

von Muharrem Bulut

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